location: Seattle, Washington
next stop: Bottrop, Germany

© 2004 Timo Kockert
  
The Diary


Samstag, 27. März 2004 | Seattle, Washington | GMT-8

Also ich habe beschlossen, San Francisco ist nicht gerade die optimale Stadt. Damit wird mir California immer unsympathischer. Obwohl ich den derzeitigen Gouverneur eigentlich mag. Aber sowohl die Städte (von denen ich allerdings erst die beiden großen gesehen habe) als auch die Landschaft finde ich nicht sehr überzeugend. Da ist die Ostküste wesentlich interessanter. Aber nochmal zurück zu San Francisco. Dort gibt es tatsächlich auch die blöde Regelung, dass alle Bars und Clubs um 2 Uhr morgens schließen müssen. Irgendwie konnten wir uns Mittwoch Abend nicht aufraffen und so waren wir erst um 1 Uhr in einer Bar namens Milk. Pünktlich um 2 Uhr (eher nen paar Minuten vorher) ging die Musik aus und ein "böser schwarzer Mann" fing an, alle Leute rauszuschmeißen. Ab circa 2:01 Uhr stand ein Polizeiwagen vor der Tür und die Polizisten drinnen ermahnten zuerst die Betreiber der Bar, endlich alle rauszuschmeißen und begannen dann damit, die Leute, die schon draußen standen, zu bedrängen, doch endlich nach Hause zu gehen. Dann fuhren sie einmal um den Block und starteten das ganze Spielchen von vorne. Das muss man sich mal vorstellen. Einfach nur lächerlich. Frustrierte Polizisten, die ihren Ärger an unschuldigen Nachtschwärmern auslassen. Wie peinlich für San Francisco. Irgendwie waren wir vier und noch zwei, drei andere Amerikaner die letzten, die noch vor der Bar standen und als die Polizisten mal wieder vorbeifuhren, drohten sie uns doch tatsächlich damit, uns in eine Ausnüchterungszelle zu sperren! Nicht, dass wir irgendwie laut waren oder gar betrunken. Wir standen einfach nur da rum und haben uns unterhalten. Von da an war mir San Francisco richtig unsymphatisch. Überhaupt ist die Stadt recht dreckig und es gibt unheimlich viele Obdachlose und Bettler.
Der Donnerstag hat auch nicht gerade etwas zum posiviten Image beigetragen. Mittags find es an zu regnen und hörte den ganzen Tag nicht mehr auf. Wir wollten uns eigentlich den Golden Gate Park angucken, aber das macht bei Regen wirklich keinen Spaß. Deshalb sind wir direkt zur Golden Gate Bridge übergegangen und da wir diese berühmte Brücke unbedingt sehen wollten, sind wir pitschnass geworden. Zudem war es auch noch ziemlich kalt und windig. Das Cable Car wollten wir natürlich auch nicht verpassen und so ging es zum Schluss noch einmal quer durch die Stadt und dann mit dem Cable Car längs runter bis zur Market Street. Irgendwann waren wir schließlich wieder im Youth Hostel und dort bin ich dann auch geblieben. Die anderen haben die Hoffnung nicht aufgegeben und sich noch ne Weile ins Nachtleben gestürzt.
Freitag Morgen haben Corey und ich uns von den Österreichern verabschieden müssen, denn die beiden sind heute morgen von Los Angeles wieder zurück nach Europa geflogen. Für uns beide begann gestern die unendlich lange Reise nach Seattle. Ich hatte mir gloreicherweise überlegt, den Anfang der Strecke nicht über die Interstate sondern über die besonders schöne Route 1 zu fahren. Wie sich herausstellen sollte, war das keine gute Idee. Die Route 1 ist wirklich schön, keine Frage. Sie verläuft die meiste Zeit entlang der Pazifikküste und schlängelt sich dabei über die Berge. Teilweise kann man auf der einen Seite die stürmische See und auf der anderen Seite Berge und Täler sehen. Blöd ist nur, dass dies wohl die kurvigste Straße ist, die je gesehen habe. Am Anfang hat das richtig Spaß gemacht, immer wieder beschleunigen, bremsen, lenken. Aber erstens tat mir nach ein paar Stunden mein rechter Fuß vom ständigen Pedalwechseln weh und zweitens sind wir überhaupt nicht vorangekommen. Durchschnittlich sind wir vielleicht gerade mal 30 oder 40 Meilen pro Stunde gefahren und dazu kam, dass man wegen der Kurven nicht gerade den direkten Weg fährt. Wir hatten mit 12, höchstens 14 Stunden bis Seattle gerechnet, aber nach 12 Stunden waren wir gerade mal wieder an der Interstate in Grants Pass. Also haben wir beschlossen, dort eine Zwischenübernachtung einzulegen und waren seit heute morgen 6 Uhr wieder unterwegs.
Gegen 13 Uhr sind wir endlich in Seattle angekommen. Und seltsamerweise hat es zu dem Zeitpunkt nicht geregnet. Im Gegenteil, es war sogar sonnig. Seattle ist eigentlich eine richtig schöne Stadt. Schöne Hochhäuser, saubere Straßen und kaum Penner. Erinnert mit irgendwie an Chicago, obwohl die Stadt an den großen Seen noch wesentlich schöner ist. Und vor allem gibt es in Chicago einiges zu sehen. Es mag daran liegen, dass ich nicht wirklich vorbereitet war, aber irgendwie gibt es in Seattle außer der Space Needle nicht viel zu sehen. Wir sind also recht ziellos durch die Gegend gelaufen und haben dummerweise keinen Platz gefunden, von dem aus man Mount Rainer sehen kann. Als wir schließlich auf die Space Needle gefahren sind, war es schon zu dunkel um noch irgendwas zu sehen. Aber wahrscheinlich wäre es eh zu nebelig gewesen um etwas erkennen zu können.
Jetzt sitzen wir also wieder in unserem Hotelzimmer, von dem aus man die Space Needle sehen kann und genießen die letzten Stunden in den USA. Morgen früh um halb sechs geht unser Flieger nach Philadelphia und von da zurück nach München. Vielleicht schaffen wir es noch, uns Philadelphia kurz anzugucken, aber das war es dann endgültig. Ich werde wahrscheinlich noch einen Eintrag machen, wenn ich wieder in Deutschland bin, also schaut hin und wieder mal vorbei.


Unser Youth Hostel und Corey neben The Alamo mit den lustigen bunten Häusern, die ihr vielleicht von Postkarten kennt, im Hintergrund


Die Golden Gate Bridge bei Regen und wir vier beim Nasswerden


Nochmal meine Wenigkeit im Regen und schließlich die Golden Gate Bridge bei Sonnenschein


Corey am Pazifik und die Space Needle in Seattle


Downtown Seattle bei Nacht von der Space Needle aus und ein nettes Foto von uns und zwei Freunden von Corey